Unterkuünfte in Dorf Tirol - Hotel Haselried
Das Johanneum in Dorf Tirol bei Meran (Südtirol)


Die Gründung
Besorgt um den schwachen Priesternachwuchs in den deutschsprachigen Teilen der Diözese Trient gründet der Fürstbischof von Trient Johann Nepomuk von Tschiderer im Jahre 1840 in Bozen ein bischöfliches Studentenkonvikt mit dem Ziel der Förderung von geistlichen Berufen. Damit beginnt die wechselvolle Geschichte dieser Einrichtung, die 1856 zu Ehren des Gründers den Namen Johanneum erhält und die 161 Jahre bestehen wird bis zum Tag ihrer Auflösung am 30. Juni 2001.

Die Geschichte

Die Geschichte des Johanneums lässt sich in drei Perioden gliedern:

1840 - 1928
Die Konvikte Johanneum in Bozen (1840) und Meran (1878)
Die Aufhebung der Priesterseminare von Trient und Brixen, die Wirren der französischen Revolution und der bayerischen Herrschaft in Tirol führen zu einem starken Rückgang der Anzahl der Neupriester, besonders im deutschen Anteil der Diözese Trient. Dies veranlasst den Erzbischof von Trient, Johannes Nepomuk von Tschiderer, besonders aus ärmlichen Verhältnissen stammende und fürs Priesteramt geeignete Studenten in einem Konvikt in Bozen zu sammeln. Im Jahre 1840 ziehen die ersten 12 Zöglinge ein und besuchen von dort aus das Franziskanergymnasium. Die Schüleranzahl steigt von Jahr zu Jahr. 1855 wird in der Nähe der Deutschordenskirche ein Neubau erstellt, der 1856 auf den Namen "Collegium Johanneum" eingeweiht wird. Zu Beginn der siebziger Jahre gerät die Anstalt in Krise, da die Regierung in Wien den Franziskanern das Gymnasium abnimmt und die nun nur mehr ein vierjähriges Untergymnasium führen können. Die Stadt Meran setzt es aber durch, dass den Benediktinern das volle Gymnasium erhalten bleibt. Daher gründet der damalige Weihbischof von Trient und spätere Erzbischof und Kardinal von Salzburg, Johannes Haller, auch in Meran ein fürstbischöfliches Johanneum. Die Obergymnasiasten des Bozner Johanneums ziehen nun in das Johanneum von Meran und besuchen das dortige Gymnasium der Benediktiner. Das Johanneum mit seinen beiden Konvikten in Bozen und Meran erlebt eine erste Blütezeit bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs, der schwere Zeiten der Entbehrung mit sich bringt. Noch schlimmere Zeiten ziehen unter der faschistischen Herrschaft auf, deren Verbot der deutschen Schulen im Jahr 1928 das Aus für beide Konvikte bringt.

Das Johanneum in Dorf tirol bei Meran
Johanneum Dorf Tirol - Südansicht

1928 - 1997
Das bischöfliche Seminar Johanneum in Dorf Tirol als Konvikt und Schule (Mittelschule, Gymnasium und Lyzeum) mit einer zweijährigen kriegsbedingten Unterbrechung (Herbst 1943 - Herbst 1945)
Fürstbischof Cölestin Endrici[1] von Trient, dessen Anliegen es ist, Priester zu haben, die der Sprache der Gläubigen mächtig sind, beschließt nun trotz des faschistischen Verbots im deutschen Anteil der Diözese Trient ein deutschsprachiges Seminar zu errichten mit Konvikt und einer rein kirchlichen Privatschule. Ermöglicht wird dies aufgrund der Lateranverträge. Als "kleines Seminar" soll es Kinder und Jugendliche für den Weg des Diözesanpriesters vorbereiten. Dazu wird das St.Fidelis-Haus des seraphischen Liebeswerks in Dorf Tirol bei Meran/Südtirol, das ebenfalls aufgrund des faschistischen Drucks vor der Auflösung steht, im Jahr 1928 in Pacht übernommen.
Das seraphische Liebeswerk[2], das Kinderhilfswerk der Kapuziner[3], wurde vom bayerischen Kapuziner Pater Cyprian Fröhlich (1853-1931) zur Unterstützung hilfsbedürftiger und verwaister Kinder gegründet. Die Kapuziner erwarben 1908 den "Lindenhof" in Dorf Tirol und erbauten innerhalb von drei Jahren das "St. Fidelishaus" als erstes Kinderheim des seraphischen Liebeswerks im noch gemeinsamen Tirol.
Aus dem St.Fidelis-Haus wird das Johanneum Dorf Tirol. 1949 geht das Gebäude im Tauschwege voll in den Besitz der Erzdiözese Trient über. Im Zuge der Neuregelung der Diözesen Brixen und Trient im Jahre 1964 kommt das Johanneum zur Diözese Bozen-Brixen, die nun zwei ähnliche Einrichtungen zu verwalten hat: das Johanneum in Dorf Tirol und das Vinzentinum in Brixen.
Geführt wird das Seminar im Sinne der tridentinischen Seminare mit dem vorrangigen Ziel der Theologieausbildung in Abgeschiedenheit in enger Verbindung der wissenschaftlichen Ausbildung mit der pastoral-praktischen einerseits und der aszetischen andererseits. Bezeichnend der Leitspruch: "Serva ordinem et ordo servabit te", Diene der Ordnung und die Ordnung wird dir dienen. Heim- und Schulleitung unterstehen einem einzigen Direktor. Diese über Jahrzehnte gepflegte Heimordnung erfährt eine wichtige Wende Anfang der sechziger Jahre durch die Auswirkungen des Vatikanum II und der Teilung von Schul- und Heimleitung, aber auch die Umbrüche in der Gesellschaft sowie das Aufkommen der neuen Medien, wie z.B. das Fernsehen, veranlassen eine Überprüfung der Heimordnung, die 1979 in den neuen Erziehungsrichtlinien für die Knabenseminare Johanneum und Vinzentinum mündet. Zugleich erfährt auch die Schule eine wesentliche Veränderung durch die schrittweise Anpassung an die staatlichen Richtlinien, die mit der vollen staatlichen Anerkennung im Jahre 1968 abgeschlossen wird. Die Veränderungen schlagen sich auch in den verschiedenen Um- und Zubauten nieder: es entstehen ein Professorentrakt, eine Turnhalle, ein Sportplatz mit Fußballfeld, ein neuer Speisesaal, die Kirche wird neu gestaltet, der Theatersaal modernisiert und restauriert. Die Einteilung der Räume und Zimmer erfährt immer wieder Änderungen und Anpassungen. Die Schulbibliothek wird zu einem richtigen Kleinod des Johanneums. Auch wird der zunehmenden Mobilität durch den Bau von Garagen Rechnung getragen.
Die höchste Schüleranzahl wird im Schuljahr 1968/69 erreicht. In diesem Jahre besuchen 206 Schüler das Heim und die Schule.

Das Johanneum Nordansicht mit Blick auf das Etschtal
Johanneum Dorf Tirol - Nordansicht mit Blick auf das Etschtal



Neben den schulischen und religiösen Aktivitäten entwickeln sich im Johanneum auch außerschulische Tätigkeitsfelder. Zu nennen sind vor allem die Pflege der Literatur, des Theaters, der Musik und des Sports. Es werden literarische Wettbewerbe durchgeführt, man versucht sich in der Herausgabe einer Schulzeitung. Es gibt auch einen Wettbewerb für die Gestaltung des Schaukastens. Die Theatervorführungen erhalten ein landesweites Echo, werden sie doch von den Ministranten des gesamten Landes besucht. Musikalische Darbietungen geben der Knabenchor, die hauseigene Musikkapelle, aber auch die kleine Hausband mit elektrischer Gitarre, Schlagzeug, Harmonium und Gesang, die hauptsächlich bei Eucharistiefeiern im Heim, aber auch in den Kirchen der umliegenden Gemeinden auftritt ("Jazz-Messen"). Die sportliche Betätigung erreicht ihren Höhepunkt bei den jährlichen Wettkämpfen: Leichtathletik-, Volley-, Basket- und Fußballmeisterschaften werden im Heim organisiert.
Am 7. März 1997 beschließt die Diözesanleitung, die kirchliche staatlich anerkannte Privatschule (Mittel- und Oberschule) mit dem Schuljahr 1996/97 zu schließen aufgrund der schrumpfenden Schülerzahl, die auf die verkehrsmäßig ungünstige Lage für Fahrschüler sowie auf den gesellschaftlichen Trend, Kinder nicht mehr einem Heim anzuvertrauen, zurückzuführen ist, aber auch aufgrund finanzieller Probleme als Folge der rückgängigen Schülerzahlen.

1997 - 2001
Das bischöfliche Seminar Johanneum in Dorf Tirol als Konvikt
Nach der Schließung der Schulen bleibt das Johanneum noch als bischöfliches Knabenseminar bestehen, die Mittelschüler besuchen die staatliche Schule im Hause (Mittelschule Dorf Tirol), die Oberschüler verschiedene Schulen in Meran. Doch die Jahr für Jahr rückgängige Zahl der Schüler veranlasst die Diözesanleitung, das Johanneum Dorf Tirol mit dem 30. Juni 2001 auch als Heim zu schließen.
Den Niedergang und die schlussendliche Schließung der Schule und des Heims kann auch die im Jahre 1978 gegründete "Vereinigung der Johanniter" von ehemaligen Schülern mit dem Ziel des Erhalts der Schule und des Heims trotz erheblicher Anstrengungen und unter Auslotung aller gesetzlichen Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung nicht aufhalten.
Es bestehen Pläne das Johanneum weiterhin für die Allgemeinheit zugänglich zu halten und eine Kur- und Pflegeanstalt ist projektiert.

Weitere Informationen und Literatur
- Johanneum, Die Geschichte eines kleinen Seminars, Hrsg. Anton Gallmetzer, ISBN 3-900949-40-9, Bozen 2001, edition sturzflüge
- Festschrift 50 Jahre Bischöfliches Seminar Johanneum in Dorf Tirol 1928 - 1978, Herausgeber: Johanneum, 1979, Redaktion Dr. Johann Kollmann
- Festschrift 40 Jahre Johanneum in Dorf Tirol 1928 - 1968, Der Schlern 1968/10 (Jg. 42)
1. http://www.bautz.de/bbkl/e/Endrici.shtml
2. http://www.liebeswerk.org/index.php
3. http://www.geschichte-tirol.com/kirchengeschichte/kloster/kapuzinerprovinz-nordtirol-992.html

Texte entnommen von "http://de.wikipedia.org/wiki/Johanneum_(Dorf_Tirol)